Fragile

History as a construction

Room Installation
with Icing sugar, slide projections
”One Night Stand”, Landesgalerie Linz, 2009
©Dagmar Höss, 2009

>>please scroll down for englisch version

Geschichte als Konstruktion

Die Geschichtswissenschaft diskutiert seit längerem die Frage, wie weit das von ihr entworfene Bild von Vergangenheit überhaupt in der Lage ist, eben diese abzubilden. Das hängt nicht nur von der Dichte und dem Vertrauen in die vorhandenen Quellen ab sondern im Wesentlichen auch mit dem Umstand zusammen, dass vom Archivar, den Fotografen bis zum Historiker ausgewählt, reduziert und fokussiert wird. Diese Entscheide führen unweigerlich dazu, dass Geschichte/ Geschichtsschreibung als wissenschaftliche Disziplin viel mehr Unschärfen zeigt, als man erwarten würde. Reduziert auf eine Frage: Wer schreibt Geschichte? Den Ausgangspunkt stellte die intensive Recherchephase im Rahmen des Projektes IN SITU dar. Die Beschränkung auf 65 Geschichten aus einer unüberschaubaren Fülle an historischem Material, sowie die intensive Diskussion innerhalb der Projektgruppe über den Umgang mit Täter- und Opfernamen in diesem Zusammenhang hat zur Erkenntnis geführt, dass wissenschaftliche Arbeit und hier vor allem auch Geschichtsschreibung oftmals auf der Konstruktion derselben aufbaut. Auf einer künstlerischen Ebene werden diese Fragestellungen in diesem Projekt in den Raum gestellt: 79 Dias, auf Flohmärkten, Dachböden gefundene fremde Familienfotografien aus den 30er/ 40er Jahren, einzelne Personen auf den Fotos wurden weiß übermalt, verdeckt, entfernt. Am Boden des Ausstellungsraumes sind über 70 teilanonymisierte Namen (Opfer wie Täter) aus den 65 In SITU Geschichten mittels Schablonen und Staubzucker aufgestreut. Die Fragilität der Installation fordert die Entscheidung jedes einzelnen Besuchers, auszuweichen oder die Unlesbarkeit der Namen zu beschleunigen und stellt (konstruierte) Verbindungen zwischen den Namen und den Fotografien her.


History as a construction

The science of history has long been discussing the question of how far the picture of the past it has sketched goes at all is to depict this. That depends not only on the density and trust in the available sources, but essentially also together with the fact that from the archivist, the photographer to the historian is selected, reduced and focused. This Decisions inevitably lead to history / historiography as a scientific discipline being much more imprecise than one would expect. Reduced to one question: who makes history? The starting point was the intensive research phase as part of the IN SITU project. The restriction to 65 stories a vast amount of historical material, as well as the intensive discussion within the project group about how to deal with Perpetrator and victim names in this context has led to the realization that scientific work and here above all Historiography is often based on the construction of the same. On an artistic level, these questions are posed in this project: 79 slides, family photographs from the 1930s and 1940s found at flea markets and attics, individual people in the photos were painted over white, covered, removed. On the floor of the exhibition room there are over 70 partially anonymized names (victims and perpetrators) from the 65 In SITU stories Stencils and icing sugar sprinkled on it. The fragility of the installation calls for the decision of each individual visitor to avoid it or to speed up the illegibility of the names and establish (constructed) connections between the names and the photographs.

Zurück
Zurück

IN SITU - Relocating Contemporary History

Weiter
Weiter

Greetings