Greetings

Intervention in Public Space, London
©Dagmar Höss, 2011

Das Projekt GREETINGS war eine Intervention/ Performance im öffentlichen Raum Londons, eine ironische Auseinandersetzung mit Überwachung im städtischen Raum: auf einer kleinen Plattform wurde eine Stadtansicht von Linz wie eine Miniaturbühne kurz vor ausgewählte Überwachungskameras im Stadtraum London positioniert. Eine analoge Intervention in einem digitalen System, die hektische Stadtbilder durch ruhige, statische Ansichten ersetzte und damit Überwachung vorübergehend zum Stillstand gebracht hat.
Die Aktionen fanden insgesamt an 78 Orten im Stadtraum London unangekündigt und subversiv statt. Ausnahme war eine einzige, durch Email angekündigte Aktion vor einer Webcam in der Abbey Road in London: Die Abbey Road ist vor allem bekannt geworden als Titel für das elfte Album der Beatles (veröffentlicht am 26. September 1969). Es wurde nach der gleichnamigen Straße im Londoner Stadtteil St. John’s Wood benannt, wo sich die weltberühmten Tonstudios der EMI befanden, in denen die meisten ihrer Aufnahmen entstanden.

GREETINGS was an intervention/performance project in a public space in London, an ironic examination of surveillance in urban space: on a small platform, a city view of Linz was positioned like a miniature stage just in front of selected surveillance cameras in the urban space of London. An analog intervention in a digital system that replaced hectic cityscapes with calm, static views and thus brought surveillance to a temporary halt.

The actions took place unannounced and subversively at a total of 78 locations in urban London. The exception was a single action announced by email in front of a webcam at Abbey Road in London.Abbey Road has become best known as the title for the Beatles' eleventh album (released on September 26, 1969). It was named after the street of the same name in the London neighborhood of St. John's Wood, where EMI's world-famous recording studios were located, where most of their recordings were made.

Hintergrund
Für die Videoüberwachung durch Private gibt es in Österreich zurzeit keine explizite Regelung. Schätzungen zur Folge filmen in Österreich über 250 000 Privatkameras an öffentlich zugänglichen Plätzen. Wie viele es tatsächlich sind, ist nicht bekannt, da nur ein kleinerer Teil auch angemeldet ist. Bei einem Spaziergang etwa durch die Wiener Innenstadt ist davon auszugehen, dass man ungefähr 50 Mal von einer privaten Videokamera gefilmt wird. Nicht viel anders ergeht es einem in Linz, Plätze, Einkaufsstraßen, Geschäfte und Privathäuser werden mittlerweile auch hier mittels Kamera überwacht. Zuletzt haben auch ÖBB und Linz AG Initiativen in Richtung privater Videoüberwachung gesetzt. Zudem sind in ganz Europa auch in größeren Wohnanlagen zur Beobachtung der Haustür und des umliegenden Eingangsbereichs zunehmend Videokameras im Einsatz, deren Bilder vom Eigentümer und von allen Bewohnern abgerufen werden können. Die am Eingangsbereich aufgenommenen Kamerabilder der Überwachungsanlage werden in das hauseigene Fernsehkabelnetz einspeist und können so von jedem Bewohner über sein Fernsehgerät unkompliziert abgerufen werden. Jeder Hausbewohner kann auf diese Weise bequem vom Fernsehsessel aus beobachten, wann, wer mit wem Nachbarn und Besucher_innen im Haus ein- und ausgehen. Die Bilder können problemlos mit dem Videorecorder aufgezeichnet und damit dauerhaft "gesichert" werden. Panopticon: So nannte der englische Moralphilosoph Jeremy Benthams vor über 200 Jahren seinen Entwurf eines Gefängnisses, in dem jeder Häftling von einem Wächter im Kontrollturm beobachtet werden kann. Der Wächter sieht nicht alle Häftlinge zur gleichen Zeit. Aber da sie nie wissen, ob sie gerade beobachtet werden oder nicht, verhalten sie sich so, als würden sie es. Das Ergebnis: Selbstdisziplinierung tritt an die Stelle physischer Kontrolle. Der französische Philosoph Michel Foucault sah das Panopticon als Symbol der Machtausübung im modernen Staat. Foucault starb 1984, in dem Jahr, in dem George Orwell seinen 1949 erschienenen Roman über den großen Überwacher Big Brother angesiedelt hat. 1984 war auch das Jahr, in dem die Londoner Polizei erstmals 145 Kameras eines »integrierten Verkehrskontrollsystems« zur Beobachtung von Demonstrationen und Unruhen in die Zentrale am New Scotland Yard Broadway umschaltete. Es war das Jahr, in dem Margaret Thatcher überdies alle Machtinstrumente des Staates einsetzte, um den Streik der Bergarbeiter zu brechen. Es dauerte weitere sechzehn Jahre, bis der Überwachungsstaat im Mutterland der liberalen Demokratie zum Regierungsprinzip erhoben wurde. Im Jahre 2000 verabschiedete das Parlament den Regulation of Investigatory Powers Act (RIPA), der in Teil 2 offene und versteckte Überwachungsmethoden regelt. Seither ist das Leben im Panopticon britischer Alltag – und nicht etwa im Gefängnis, sondern draußen, überall. In Provinzstädten wie Edinburgh und Manchester wird jeder Bürger durchschnittlich an die hundertmal am Tag gefilmt, und 300 Kameras verfolgen jeden Londoner beim Einkauf und auf dem Weg zur Arbeit. In einer Analyse der Bürgerrechtsgruppe Privacy International landete Großbritannien als ein Staat, in dem Verletzungen der Privatsphäre »endemischen« Charakter haben, neben Russland, China, Malaysia und Singapur in der Spitzengruppe von 37 Ländern.

Background
The images can easily be recorded with the video recorder and thus permanently "saved". Panopticon: This is what the English moral philosopher Jeremy Benthams called his design of a prison over 200 years ago, in which every prisoner can be watched by a guard in the control tower. The guard does not see all inmates at the same time. But since they never know whether they are being watched or not, they act as if they are. The result: self-discipline takes the place of physical control. The French philosopher Michel Foucault saw the Panopticon as a symbol of the exercise of power in the modern state. Foucault died in 1984, the year in which George Orwell set his 1949 novel about the great watchdog, Big Brother. 1984 was also the year in which the London police switched for the first time 145 cameras of an "integrated traffic control system" to observe demonstrations and riots in the headquarters on New Scotland Yard Broadway. It was the year Margaret Thatcher also used all the power of the state to break the miners' strike. It took another sixteen years for the surveillance state to become a principle of government in the motherland of liberal democracy. In 2000, Parliament passed the Regulation of Investigatory Powers Act (RIPA), Part 2 of which regulates open and hidden surveillance methods. Since then, life in the Panopticon has been everyday British life - and not in prison, but outside, everywhere. In provincial cities like Edinburgh and Manchester, every citizen is filmed an average of a hundred times a day, and 300 cameras track every Londoner shopping and on their way to work. In an analysis by the civil rights group Privacy International, Great Britain landed in the top group of 37 countries alongside Russia, China, Malaysia and Singapore as a state in which violations of privacy are endemic.

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