It’s complicated


Series, 40 photographs, embroidered objects
Lambda, Dibond, Acryl, 120 x 80 cm/ different sizes
©Dagmar Höss, 2019 ongoing

Text, Körper und Kleidung sind wiederkehrende Elemente in den fotografischen Werkserien und Installationen von Dagmar Höss. In der 2019 in New York begonnen Serie „It’s complicated“ sind Texte und Textfragmente der Ausgangspunkt für mehr als vierzig bestickte Objekte und die daraus entstandenen Fotografien.
Traditionell stehen Emanzipation und Mode in einem Spannungsverhältnis. Aus feministischer Perspektive unterstützt die Kleidung vielfach die Vorstellung vom “schwachen Geschlecht”: Nicht nur die Korsette der Geschichte engten ein, auch heutige Mode, wie etwa schmale Röcke verhindern große Schritte – also das Vorwärtskommen. Schuhe mit hohen Absätzen machen den Gang zudem unsicherer, enge Kleider heben die sekundären Geschlechtsmerkmale hervor und stilisieren die Frau damit zum Weibchen und Objekt. Die modischen Begrenzungen und Einschränkungen des weiblichen Körpers waren und sind bis heute auch ein Symbol für ihre gesellschaftliche Unterdrückung. Denn betrachtet man die Geschichte von Herrschaftsverhältnissen, zeigt sich dabei über Jahrhunderte hinweg das männliche Interesse, Frauen, Körper und Natur zu kontrollieren und zu beherrschen. 
Mit der Serie „It’s complicated“ thematisiert die Künstlerin das beschriebene Spannungsverhältnis in der Auseinandersetzung mit „Shapewear“ -  also Wäsche, die den weiblichen Körper in optimierte Form bringen soll. In den USA sind diese unter der Alltagskleidung getragenen Wäschestücke ein alltägliches Accessoir und in jeder denkbaren Größe und Hautnuance erhältlich. Dagmar Höss setzt die historische Technik des Stickens ein, die sich speziell im 19. Jahrhundert zu einer vornehmen, bürgerlichen Tätigkeit entwickelte. Vor allem Frauen zugeschrieben, symbolisierte sie Häuslichkeit, Fleiß und Anstand. In einem langsamen Prozess werden die Textpassagen gestickt, bleiben im Stickrahmen, unfertig und lesen sich wie stille kritische Kommentare an das eigene Ich. Es entstehen Fotografien von fragmentierten Frauenkörpern in diesen Wäschestücken. Durch die unterschiedliche Reihung und Hängung der Fotografien können immer wieder neue Narrative herausgelesen werden.

Text, body and items of clothing are recurring elements in Dagmar Höss' often photographic work series. She processes the material, cuttet up, embroidered or printed, before photographs are taken. In the “It's complicated” series, created in New York in 2019/20, she embroidered “shapewear”, which is very popular in the USA - underwear that forces the mostly female body into optimized shapes - with self-critical thought fragments. By arranging the photographs in different ways, new narratives can be constructed over and over again.

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Body Matrix

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IN SITU - Relocating Contemporary History